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Wilhelmshavener Tageblatt

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Deutsches Reich.

Die Krankheit des Prinzregenten. München, 30. Dez. Das Befinden des Prinzregen­fen hat sich nach gut verbrachter Nacht wesentlich gebessert. Die Bewegungsfähigkeit hat zugenommen.

Landesverrat.

Mittwoch, den 3. Januar 1912.

38. Jahrgang.

Der französische Etat.

schlossen sich an. Die Fürstlichkeiten nahmen vor dem Altar janzeiger sich ausdrückt, die kleine Preßintrigue, die die Geg­Platz. Nach Gemeindegesang und Liturgie predigte Ober- ner des Dreibundes selbstverständlich für ihre Zwecke ausge Berlin, 31. Dez. Der neue preußische Etat enthält hofprediger Dryander über den Text Buch Jojua III, V 10: beutet haben, genügend abgetan. Wir wollen unserseits ab­beträchtliche Erhöhungen der Unterstützungsfonds für Be- Ihr sollt merken, daß ein lebendiger Gott unter euch ist schließend hinzufügen, daß die Beziehungen zwischen dem Gra­amte. Auch für das laufende Etatsjahr sollen noch im Ja- usw. Die Feier wurde mit dem niederländischen Dankgebet fen ührenthal und den leitenden Staatsmännern des deut­muar vermehrte Summen verteilt werden. beschlossen, das Domchor und Gemeinde unter Begleitung des schen Reiches stets die allerbesten und freundschaftlichsten Bläserchors sangen. Nach dem Gottesbionst begaben sich die waren und geblieben sind. Majestäten in feierlichem Zuge unter den Klängen des, Wil­helmus von Nassauen" nach dem weißen Saal zur Entgegen­nahme der Gratulations- Defilie: cout. Die Majestäten nah­Paris, 30. Dez. Die Kammer hat den Etat für 1912 men ihren Platz vor den Stufen des Thrones, die Prinzen im ganzen mit 425 Stimmen gegen 79 Stimmen angenom­Rom und Berlin. rechts, die Prinzessinnen links neben bem Thronhimmel. Der men. Die Kammer beschloß ferner mit 401 gegen 77 Stim­Berlin, 31. Dez. Der Chefredakteur der Neisser Zei- denten bezw. Vizepräsidenten des Herrenhauses und des Ab­Kaiser reichte dem Reichskanzler und den anwesenden Präsi- men die Bewilligung eines provisorischen Budgetzwölftels. tung, eines Zentrumsblattes, veröffentlicht folgende Erklä- georondterhauses die Hand. Der Kaiser nahm dann nach der Die Vorgeschichte des Marokkovertrages. rung: Ich erkläre hiermit, daß ich Veranlassung genommen Cour im Marinefaal die Glückwünsche der Botschafter ent­Paris, 30. Dez. Bei Beginn der Sigung der Ges habe, den hochwürdigsten Herrn Bischof Willi von Limburg gegen, darauf diejenigen des Staatsministeriums in der natskommission zur Prüfung des deutsch- franzöſiſchen Abfom­um die Erlaubnis zu bitten, den Dr. theol. und phil. Karl Roten Sammetkammer und empfing im Rittersaal die kom- mens verlas der Miniſterpräsident den angekündigten Brief Maria Kaufmann in Frankfurt, Diözese Limburg, wegen der mandierenden Gendrale and adminale, mit denen sich die Cruppis. Die Vorlesung rief lebhafte Proteſtruſe hervor. in der Anklageſchrift gegen mich enthaltenen schweren Inju- Generalfeldmarschälle und General- Inspekteure, der Kriegs- Der Ministerpräsident begab sich, ohne darauf zu antworten, rien gerichtlich zur Verantwortung ziehen zu dürfen. Redak- minister, der Chef des Generalstabes, der Staatssekretär des nach der Kammer. Der Brief Cruppis an Caillaux und teur E. Steinhäuser." Man sieht, daß, obwohl das Motu Reichsmarineamts und der Chef des Admiralstabes u. a. ver: Berlin gepflogenen Verhandlungen berührte ich nic eine Monis lautet: In meinen mit unserem Botschafter in proprio des Papstes in Deutschland nicht gelten soll, man sich einigt hatten. Der Kaiser empfing ferner den von Tripolis Frage, die nicht vom Ministerpräsidenten geprüft worden praktisch bereits danach richtet. zurückgekehrten Major Wildens und nahm die Meldung des wäre.' Keine meiner Unterhaltungen mit Cambon bezog sich amerikanischen Marine- Attadjees Riblad entgegen. Berlin, 30. Dez. Zwei neue Landesverratsprozesse Die Kaiferin empfing im Königinnenzimmer die Bot- in irgend einem Augenblicke auch nur andeutungsweise auf die Möglichkeit von territorialen Kompensationen oder einus werden in allernächster Zeit vor dem Reichsgericht in Leipzig schafter und später im Pfeilersaal die Fürstinnen. verhandelt werden. Zunächst handelt es sich um den ungari­Um 12.45 Uhr begab sich ber Kaiser, begleitet von den Austausches am Kongo oder anderswo in der Art, wie die schen Leutnant der Reserve von Cerno und seinen Helfers- Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm, Oskar und Kompensationen, die wir seither auf uns genommen haben. helfer, den russischen Marineleutnant der Reserve von Wino- Joachim und den Herren des Hauptquartiers, zu Fuß zum Cambon brieflich ausdrücklich bestätigte und die in den amt­Die Instruktionen, die ich dem Botschafter gegeben habe, die gradow. Beide haben militärische Geheimakten an Ruß- Beughaus. Das Publikum begrüßte ben Raiser mit anbau­land verkauft. Weiter wird gegen den früheren Polizeifom- ernden Hochrufen. In der tumeshalle des Zeughauses wur- lichen Telegrammen wiedergegeben sind, bezogen sich aus­missar Reich aus Straßburg verhandelt, der beschuldigt wird be die Nagelung der Fahre 2 Metreußischen Fukartil: schließlich auf die Ausbehnung unserer militärischen Operatio­militärische Geheimuiten an England verkauft zu haben. terieregiments Nr. 17( Dengig und Billau) vorgenommen, men in Marotto. Die Anschauungen und Resichten, nie ty unbillau) Die Anklageschrift ist allen Angeklagten bereits zugestellt der die feierliche Fahnenweihe im Linthofe folgte. Die Pa- ausdrüdte und auf die unser Botschafter anspielte, bezogen role lautete wie immer nigsberg Berlin". Der Kaiser sich ausschließlich, wie mir Cambon soeben bestätigte, auf die Sauptmann Lug spurlos verschwunden. nahm im 3dughaus noch ble Masporte der Leibregimenter laufenden wirtschaftlicher und handelspolitischen Fragen, d. entgegen, sowie militärische Meidingen, u. a. diejenigen des. auf die Eisenbahnen in Marokko und die Zollschwierig­Glaz, 30. Dez. Von dem entsprungenen französischen bayerischen Generalleutnarts Freiherrn von Gebsattel, des feiten, deren Regelung meine Verbalnote vom 29. Mai zum Spion, Sauptmann Lux, fehlt bis zur Stunde jede Spur. bayerischen Obersten Wenninger und des neuernannten säch- Biele hatte. Ich drückte mein Bebauern darüber aus, daß die Man nimmt selbst in hiesigen militärischen Kreisen nicht fischen Militärbevollmächtigten Gendralmajors Freiherrn Besprechungen, zu denen die Frage Anlaß gab, unterbrochen mehr an, daß Lur noch gefaßt werden könnte. Bon Interesse Leuktart v. Weisdorf. Der Kaiser verlieh dem Generalleut- wurden und empfahl unserem Botschafter, zu versuchen, die ist noch, daß Lur sich bei seiner Flucht mit Lebensmitteln ver- nant Freiherrn von Gebsattes ben Kronenorden 1. Klasse. deutschen Absichten zu erforschen. Was die sogenannten Jbeen sehen hat, die er dann unterhalb der Festung zurückließ, an- Gegen 2 Uhr nahm be: Kaiser vor dem Zeughaus den anbetrifft, die vielleicht auf eigene Verantwortung in der scheinend, weil er durch ein Geräusch gestört worden war. Vorbeimarsch der Ehrenkompanie, bei welcher die neueinge- Kissingor Unterredung formuliert wurden, so werden sie durch Die Untersuchung hat ergeben, daß Lux bei Ausführung sei- weihte Fahne eingestellt wat, und der Salutbatterie ent- folgenden Satz gekennzeichnet, der den eigentlichen Schluß ner Tat Helfershelfer aus Glaz nicht gehabt hat. Während gegen. feines am 22. Mai, b. h. am Tage vor dem Sturz des Mini­seiner Haft hatte Lur mit deutschen Offizieren, die auf An der Frühstückstafet hat hien Majestäten im König- ſteriums Monis, geschriebenen Briefes bildet und am fol­Festung waren, sehr kameradschaftlich verkehrt. Infolge lichen Schluß nahmen auching Rupprecht von Bayern und genden Tage in meine Hände gelangte: Diche Ideeni sind der Flucht des französischen Hauptmanns Lux werden, wie Herzog Albrecht von Württemberg teil, welche zu Geiten der neu. Ich werde sie meiner Regierung unterbreiten, da ich der, Lokalanzeiger" erfährt, demnächst für sämtliche Festungs- Raiserin saken. Später empfing der Kaiser die Direktoren nach Paris gehe." Meline richteto an die Regierung eine gefängnisse verschärfte Bestimmungen über die Beaufsichti- der Königlichen Porzellan- Manufaktur und fuhr bei den Bot- Anfrage bezüglich der zukünftigen Organiſation Marokkos gung der Gefangenen erlassen werden.

worden.

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schaftern vor.

Flueland.

und erinnerte daran, daß der Regierung damals, als er Ministerpräsident war, der Vorschlag einer marottanischen Expedition gemacht worden sei. Die geplante Expedition wurde damals aufgegeben, weil sie zu viel Opfer an Waffen und Geld gefordert hätte. Man wollte nicht so ausgedehnte militärische Operationen wagen, die der nationalen Ver­teidigung nachteilig hätten worden können. Meline ist der Meinung, daß die Kommission nicht nur den Ministerpräst­benten und der Minister des äußern, sondern auch den Kriegs­minister werde hören müssen. Ribot erinnerte baran, daß erst die Regierung um Aufschluß ersucht hätte über die Mög­Wien, 30. Dez. Das offiziöse Fremdenblatt schreibt lichkeit, das Abkommen mit Deutschland und den Protek­den Choral Nun danket alle Gott" von der Galerie ber in seiner Nummer vom 31. Dezember: In der lezten Zeit toratsvertrag mit dem Machsen gleichzeitig zur Abstimmung Schloßkuppel in den trüben, neblig- feuchten Neujahrsmorgen. sind wiederholt Preßante egen den Dreibund gerichtet zu bringen. Die Kommission beauftragte Poincare, der Re­Der Kaiser und die Kdiserin hatten um halb 9 Uhr das Neue und zu diesem Zwecke Gerüchte über Unstimmigkeiten zwischen gierung alle von Meline und Ribot angeregten Fragen vor­Palais mit Automobil verlassen und trafen um 9.15 Uhr den amtlichen Vertretern der österreichisch ungarischen und der zulegen und alle Schriftstücke und Aufſchlüſſe über die Ver= hier ein, vom Publikum mit Hurrarufen begrüßt. Angefähr deutschen Politik verbreitet worden. Dagegen hat bereits gangenheit, soweit sie müßlich scheinen sollten, zu fordern. Zu gleichzeitig endete das große Weden wieder auf dem inneren am 27. d. M. der Lokalanzeiger Steffung genommen und mit Beginn der Sizung hatte Ministerpräsident Caillaug die Schloßhof mit dem Choral Ein feste Bug". großer Entschiedenheit tonstatter t, bag die deutschen Staats- Regierung entschuldigt, daß sie nicht in der Lage sei, ihre

Neujahr in Berlin. Berlin, 1. Jan. Den Beginn der Neujahrsfeier am Wien, 81. Dez. Das Befinden des Kaisers ist an Kaiserlichen Hofe bildete auch in diesem Jahre das große dauernd gut und kann als normal bezeichnet werden. Der Wecken. Während auf dem Königlichen Schlosses die drei Monarch hat Appetit, schläft ruhig und ohne Störung und Standarten geheißt wurden, traten die Spielleute der zwei- ist von seiner Indisposition gung hergestellt. ten Garde- Infanterie- Brigade auf dem Schloßhofe gegun

8 Uhr an und spielten bas niederländische Dandgebet. Gleich­zeitig bliesen die Trompetcr des 2. Garde- Ulanen- Regiments

Die Angriffe gegen den Dreibund.

Der Kaiser empfing um halb 10 Uhr den tommandieren männer und Diplomaten in der Frage der Dreibundpolitit Mitteilungen heute vor der Kommission fortzusehen. Sie sei den General des 18. Armeekorps General der Infanterie in übereinstimmung mit dem Grafen ührenthal sich befinden. in der Kammer durch die Debatte über das Finanzgcsek zu­v. Eichhorn und den Generaskapitän der Haustruppen Ge- Schon vorher hatte eine Meto ung der Kölnischen 3chtung rückgehalten, an der er sowohl wie seine Kollegen teilnehmen neral der Kavallerie v. Scholl im Sternfaal. Beiden verlich aus Berlin von Ausstr angen gesprochen, deren Urheber zu müßten. Am 9. Januar sollen die Sigungen der Kommiſſion der Kaiser den Schwarzen Adlerorden. glauben schienen, es fine tinen gelingen, in Österreich wieder aufgenommen werden. In der Schwarzen Adlerkammer wahmen die Majestäten Ungarn Mißtrauen gegen Derttschland zu säen, von Be­die Glückwünsche des Königlichen Hauses entgegen, im Ka- mühungen, deren Frucht pfigfei sich bald genug herausstellon Der 12. Januar. pitelsaal diejenigen der Hofstaaten. Um 10 Uhr begann in werde, und ein anderes benches Blatt, das ebenfalls häu- London, 31. Dez. Am Tage der deutschen Reichs­der Schloßkapelle der Gottesdienst. Hier versammelten sich fig Auffassungen gut inrmierter Berliner Kreiso der öffent- tagswahlen erfolgt auch in England eine folgenschwere Ent­der Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg, die Bevollmächtig- lichkeit zur Kenntnis Imagt, tritt nunmehr den Treibereien scheidung, die zugleich eine bedeutende Rückwirkung auf ten zum Bundesrat, die Generalität und Admiralität, die in einer Besprechung Entfärung des Grafen ährenthal Deutschland üben fann. Am 12. Januar erklären sich die Ritter des Schwarzen Adlerordens, die Kommandeure der vor den Delegationen mit der Feststellung entgegen, daß fo- englischen Bergarbeiter in einer Urabstimmung darüber, Leibregimenter usw. wohl inbezug auf die alban politif, wie auch die Haltung ob sie die Kündigung einreichen wollen, um einen Mindest­

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Der Kaiser in Generalsuniform führte die Kaiserin, die gegenüber dem türkisch nienischen Ariege eine übereinstim- lohn für jeden in Großbritannien unter Tage arbeitenden eine violette Robe und einen Hut mit gleichfarbigen Federn mung der Auffassung, eitweise: bis in den Wortlaut hinein, Bergmann durchzusehen. Bei Vorhandensein einer Zwei­trug. Es folgten Prinz Rupprecht von Bayern mit der Brin- bestehe, daß man in Binsbesondere von den äußerungen drittelmehrheit soll allgemein die Kündigung eingereicht zessin Friedrich Leopold, Prinz Heinrich mit der Prinzessin des Grafen ührenthal ther das Verhalten der Monarchie in werden. Die Forderung stellt einen theoretischen Grundsah Eitel Friedrich, Herzog Albrecht von Württemberg mit ber der Maroffofrage beftigt set, und daß Graf ührenthal kein dar, dessen Anerkennung, mag sie nun freiwillig erfolger Prinzessin Vittoria Louise und Prinz Eitel Friedrich mit Wort gesagt habe, das nicht auch schon im deutschem Reichstage oder im Kampf errungen werden, zunächst noch keine materi­der Prinzessin Viktoria Margareto. Die Prinzen Friedrich von Seiten der duhen Regierung ausgesprochen worden elle Besserstellung der Bergarbeiter herbeiführt, da es hier­Leopold, August Wilhelm, Adalbert. Ostar und Joachim lwäre. Damit wäre das arunabole Gerebe ober, wie der Lofal- für noch auf die Höhe des Mindestlohnes antommen würde,