preußischen Kriegführung erschöpfend zu bezeichnen. Schon damals l diente die deutsche Presse auf so grobes Geschütz mit dem Hinweis auf die entsetzlichen Metzeleien, welche die englischen Truppen Lei dem letzten Aufstand in Indien gegen die armen niedergeworfeneu Sipahis begangen hatten.
Das Verhalten der englischen Pflanzer und des Gouverneurs vor nnd während des Negeraufstandes in Jamaika giebt jedoch einen Beleg noch neueren Datums für die so sehr gerühmte englische Menschlichkeit. Es ist wahr, die Excefse der Neger gegen englische Soldaten und Gutsbesitzer sind in ihren Einzelheiten empörend, aber es ist auch erwiesen, daß die Lage dieser armen Paria's eine erbärmliche war, und es steht der englischen Presse schlecht an, wenn sie gegenüber diesen Ausschreitungen einer rohen, lange Zeit gepeinigten Race kein Wort der Nachsicht zu finden, sondern nur laut und vernehmlich die Rache und die Strenge des Gesetzes zu predigen weiß.
Wie der „Allgem. Ztg " aus London geschrieben wird, kam der Ausbruch der Empörung in Jamaika so wenig unerwartet, daß vielmehr schon im Januar dieses Jahres mehrere angesehene, von der Pflanzeroligarchie unabhängige Einwohner, Kausleute, Aerzte und Geistliche, dem Gouverneur eine Denkschrift überreichten, in welcher sie blutige Katastrophen voraussagten, wenn die begründete Unzufriedenhit der farbigen Arbeiterbcvölkerung nicht durch Gerechtigkeit beschwichtigt werde. Da sich die Regierung der Colonie ganz in den Händen einer selbstsüchtigen Clique von Pflanzern befindet, so blieb die Warnung unberücksichtigt -— und die Katastrophe ist da.
Die Lage der schwarzen Arbeiterbevölkernng, deren Zahl sich auf 350,000 beläuft, wird von der erwähnten Denkschrift in den düstersten Farben geschildert. Ohne Antheil an der Regierung und Gesetzgebung des Landes, befindet sie sich ganz in den Händen einer gewissenlosen Pflanzeraristokratie, welche regiert, Gesetze macht, Recht spricht, den Arbeitslohn bestimmt, und ihre concentrirte Macht benutzt, um die Emancipation zu einem Act zu machen, der sie selbst von allen Verpflichtungen gegen die Emancipirten entbindet, während diese fortfahren müssen, Sclavendieuste zu leisten.
Die Lage der amerikanischen Sclaven war ein bencidenSwerthes Loos, verglichen mit dem der Freigelassenen von Jamaika. Die Behauptung der Pflanzer, daß die Neger nicht arbeiten wollen und nur ihrer Trägheit ihre Noth zuzuschreiben haben, hat von jeher in der englischen Presse ein getreues Echo gefunden.
Die -Freunde der Neger und die Gegner der Pflanzeraristokratie schreiben dagegen die herrschende Noth ganz andern Ursachen zu. Gesteigert wurde dieselbe bis zur Hungersnot!) durch die Mißernten der letzten zwei Jahre, in Folge anhaltender Trockenheit. Die tiefer liegenden Gründe finden sie jedoch darin, daß die Gesetzgebung des Landes gänzlich in den Händen der Pflanzer monopolisirt ist) daß die Pflanzer durch den gesetzgebenden Körper alle Stellen und finanziellen Hülfsquellen unter sich theilen; daß eine halbe Million Pf. St. aus den Einkünften der Colonie aufgewandt worden ist, um Kulis auf den bereits überfüllten Arbeitsmarkt einzuführen; daß die Localbesteurnng so eingerichtet worden ist, daß sie mit ihrem ganzen Gewicht auf die ärmsten Clasfen fällt, und daß die Löhne kaum so hoch sind, um den Arbeiter vor dem Verhungern zu schützen u. s. w. Wenn diese von ' achtungswerthen europäischen Colonisten beglaubigten Beschwerden begründet sind — und ihre Glaubwürdigkeit wird von amerikanischen und englischen Reisenden bestätigt — so fehlte es den Negern von Jamaica weder an einer Ursache, noch an einer Veranlassung zum Aufstand. Letztere kam ohne Zweifel vom amerikanischen Festlande, nicht in Form von Emissären und Aufwieglern, wie gewisse englische Blätter, zu verstehen geben, sondern als natnruothwendige Wirkung der Emancipationsideen, die in dem amerikanischen Bürgerkrieg einen so mächtigen Ausdruck fanden und die ganze Negerwelt in eine, wenn auch unklare, aber instinctive und gahrende Bewegung versetzten.
Welche grausamen Maßregeln der Gouverneur von Jamaica zur Unterdrückung des Aufstandes ergriffen, geht ans dessen Bericht an den englischen Colonialminister hervor, indem darin nur von Erhängen, Erschießen und Auspeitschen die Rede ist. Die größte Ungerechtigkeit hat sich jedoch Herr E. Ehre, so heißt der Gouverneur von Jamaica, an Mr. George William Gordon, einem farbigen Mitglied der Affeni- bly zu Schulden kommen lassen, den er als Anstifter der Rebellion erkannt haben wollte. Er ließ denselben von Kingston, wo ec vor die ordentlichen Gerichte hätte gestellt werden müssen, nach Morant-Bay schleppen, dort vor ein Kriegsgericht stellen nnd erhängen. „Daily News" erklären dies für eine schwere Gesetzlosigkeit. Auch andere Punkte der an Naivetäten reichen Depesche geben Stoff zu peinlichen Betrachtungen.
Zur Verhütung der Trichinenkrankheit.
Au Hedersleben in der Harzgegend sind bekanntlich in diesen Tagen durck deu Genuß von trichinenkrankem. Schweinefleisch Hunderte von Menschen erkrankt nnd fünfzig bis sechszig derselben schon eines -qualvollen Todes gestorben. — Aus Berlin, wo neuerdings ebenfalls wieder verschiedene Fälle von Trichinen-Krankheiten vorgekommen sind,
sind den Unglücklichen Aerzte zur Hülfe geschickt worden, und diese haben leider nach den sorgfältigsten Untersuchungen gefunden, daß lebendig aufgefundene Trichinen weder durch Brüten noch durch Kochen zu lödten seien.
Nun glaubt man freilich annehmen zu können , daß unter 10,000 Schweinen nnr eins eie gefährlichen Trichinen hat ; aber nns scheint doch die Sache so ernst, daß cs nach unserer Meinung gar nicht mehr die Frage sein kann, ob etwas zur Verhütung eines solchen Unglücks geschehen muß; es dürfte nur die Frage sein, wie es geschehen kann.
Die Untersuchung des Schweinefleisches nach Trichinen soll sehr leicht sein, und so hätte sich jeder Schlachter nur ein Mikroskop anzuschaffen. Die Kosten könnte er schon auf sich nehmen. Aber wie, wenn er das Malheur hatte, ein krankes Schwein zu kaufen? Unserer Meinung nach kann man ihm nicht zumuthen, dann den Schaden allein zu tragen. Einsender ist persönlich nicht so sehr dabei inter- essirt, weil er kein großer Freund von Schweinefleisch ist; aber er hält es doch für seine Pflicht, einen Vorschlag zne Güte zu machen — und so deponirt er hiemit für einen solchen Fall bei der Redaction d. Bl. Einen Thaler in der Ueberzengmig, daß sich Leute genug finden werden, verhältnißmäßig beizusteuern, wenn ein solcher Unglücksfall von uuserm Ort abgeweudet wird.
Brake. (Verspätet.) Ist das in 92. d. Bl. enthaltene, „Anagramm" betitelte Eingesandt nicht vielmehr ein Palindrom?
— Mit der Gründung ein°s Jugend-Tnrnvereius will es nicht vorwärts, denn da sich, wie wir hören, nur acht Knaben zur Teilnahme gemeldet' haben, kann derselbe nicht ins Leben treten. Es wundert uns diese geringe Theilnahme um so mehr, da das Project von. den Knaben selbst ausgegangen ist. Das Scheitern desselben ist sehr zu bedauern.
In den meisten Städten hat man die für das Publikum so äußerst bequeme Einrichtung getroffen, an verschiedenen Punkten derselben Briefkasten anzubringen, welche dann von einem Postofficianten kurz vor ^Abgang der Posten geleert und die denselben entnommenen Briefe zur Post befördert werden. Wir möchten wohl glauben, daß in keiner Stadt eine solche Einrichtung mehr am Platze sein möchte, wie hier, da die enorme Ausdehnung unserer Stadtgrenzen für eine große Zahl von Einwohnern sehr weite Wege bedingt.. Würde z. B. etwa in der Langenstraße in der Nähe des Harrier Zollamts, in der Breitenstraße in der Nähe der „Union", sowie für Klippkaune noch vielleicht am Thore der Pallissadcn ein Briefkasten angebracht, so würde dies schon eine große Erleichterung sein. Die dazu nothwendigen Briefkasten würden freilich auS städtischen Mitteln auzuschaffen sein, da die Postdirection sich schwerlich dazu verstehen würde; die Ausgabe ist aber im Verhältnis) zu der Bequemlichkeit, die dem Publikum daraus erwächst, so gering, daß sie gar nicht in Betracht kommen kann. Auch für unsere Postbeamten würde diese Einrichtung eine Bequemlichkeit im Gefolge haben, denn erfahrungsmäßig wird die Aufgabe der Briefe immer bis zum letzten Augenblick verzögert, wodurch,dann kurz vor Abgang der Posten am Schalter des Bureaus Gedränge entsteht. Auch würde durch diese Einrichtung das Publikum mehr zur Anwendung von Freimarken geuöthigt, wodurch dann wiederum den Postoffi- zianten eine Zeitersparnis) durch Wegfall von Einnehmen nnd Wechseln des Porto's erwüchse. Wir bitten, diesen Vorschlag betreffenden Orts in Erwägung ziehen zu wollen.
— Wie steht es denn eigentlich mit unserer „Liedertafel"? Will- dieselbe ihre Sommerferieu bis zum Frühling ausdehuen, oder es garmacheu. wie der „Singverein", der den Siebenschläfern nachzustreben scheint? Wür würden es sehr bedauern, wenn die Liedertafel sich die Nachtmütze so tief über die Ohren gezogen hätte, daß sie vergißt, wann es Zeit zum Erwachen ist.
— Heute, Nov. 8., MorMs ^ ^hr ^ es sich ereignet, daß die. ' Schleusenthüren des Hafens sich von selbst öffneten und ein Kahnschiffer will die Gelegenheit benutzt haben, in den Hafen einzulaufeu. Erklären läßt sich die Sache vielleicht dadurch, daß wegen des kürzlich herrschenden niedrigen Wasserstandes die Fluththüren offen geblieben und die Schleusenthüren nicht fest geschlossen gewesen sind, während ein in See wahrscheinlich wehender Nordwind eine ungewöhnlich hohe Fluth verursachte.
Attnekornmene ,,nd abäenannene Seeschiffe.
Brake, 8. Decbr.
Hann. Ernte, Grünhoff (2) Holl. Alida Antonia, Visser Hann. Hinrich, Wilhelm Hann. Angenethe, Thomssen (3) Holl. Coufiance, Bronger Holl. Lambertus, Karst Hann. Hayo L Diekc, Doyen
von
Petersburg
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Christiansand
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