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31.

Nr. 205.

Sonntag, 1. September 1912.

Geschichtsnotizen.

1. September.

Wilhelmshavener Tageblatt.

1715 Budwig XIV. von Frankreich gest.(* 1638). 1717 Errichtung des Kadettenkorps in Preußen durch König Friedrich Wilhelm I. 1754 Pädagog August Hermann Niemeyer geb.( 1828). 1776 Lyriker Budwig Hölty gest.(* 1748). 1804 Dichter Georg Karl Herloßsohn geb.(+1849). 1838 Maler Friedrich Preller d. J. geb.( 1901). 1839 Theolog Otto Pfleiderer geb.( 1908). 1842 Nordpolfahrer Julius von Bayer geb. 1848 Mediziner August Forel geb. 1854 Komponist Ergelbert Humperdinck geb. 1863 Ende des deutschen Fürstentages in Frankfurt a. M. 1870 Sieg der Deutschen über die Franzosen unter Mac Mahon bei Seban. 1898 Philosoph Robert v. Zimmermann gest.(* 1824). 1900 Transvaal wird dem englischen Kolonialbesig einverleibt. 1909 Schriftstellerin Lina Schneider, geb. Weller, geft.(* 1831). 1910 Papst Pius X. fordert in einem Motu proprio den Modernisteneid.

2. September.

1541 Die Türken erstürmen Ofen. 1701 Sieg, der Desterreicher inter Prinz Eugen über die Franzosen und Spanier unter Villeroy bei Chiari. 1792 Beginn der Septembermorde in Paris. 1814 Archäolog und Geschichtschreiber Ernst Curtius geb.( 1896). 1836 Tiermaler Anton Braith geb.( 1905). 1850 Mathematiker Alfred Bringsheim geb. 1851 Dichter Richard Voß geb. 1852 Der franz. Schriftsteller Baul Bourget geb. 1853 Chemiker Wilhelm Ostwald geb. 1856 Neuenburger Putsch. 1870 Kapitulation von Sedan: Napoleon III. und seine Armee unter General Graf Wimpffen kriegs­gefangen. 1872 Gröffnung des Kongresses der Internationalen im Haag; Ausschließung der Anarchisten. 1898 Sudanfeldzug: Sieg des angloägyptischen Heeres unter Lord Kitchener über die Derwische; Einnahme Omdurmans; Zusammenbruch des Mahdireiches. 1906 Der ital. Dramatiker Giuseppe Giacosa gest.(* 1847).

Vermischtes.

die Rhein.- Westf. 3tg.": Jegt waren 1200 Franzosen in Berlin. Ist es wohl einem davon eingefallen, Deutschland über alles" zu singen?"

- Wie wird der Herbst? Ob wir nach einem in seiner zweiten Hälfte verregneten Sommer einen leidlichen Herbst bekommen. ist die Frage, die allgemeines Interesse hat. Nach der Ausiage eines angesehenen Meteorologen werden wir einen schönen September haben, im August soll es aber weiter regnen. Na. das wäre wenigstens etwas. Aber leider fann es der Gelehrte auch nicht sicher wissen; es fann nämlich auch sein, daß das unsichere, meist regnerische Wetter sich noch länger hinzieht. Hoch oben im Norden soll diesen Sommer nämlich eine wahre Gluthige gewesen sein; dieselbe löste ganze Massen von Eisbergen, die jetzt im Atlantischen von Ozean schwimmen, die Temperatur mächtig abkühlen und so die wahrscheinliche Ursache unseres Regenwetters sind. Einige Dampfer haben hunderte von diesen Eisbergen gesichtet, auf allen Schiffen ist der Wach- und Meldedienſt verſchärft wor­den. Ganz Unglaubliches wird über die Ausdehnung dieser Eiskolosse berichtet, as sollen solche gesehen worden sein, deren Trift auf 200 Meilen geschätzt wurde! Vielleicht ist etwas Webertreibung dabei, Tatsache ist jedoch, daß der At­lantic von vielen solcher Eisfolosse befahren wird, und daß sie alle um sich herum diz Temperatur und infolgedessen auch unsere Witterungsverhältnisse ganz erheblich beeinflussen. Sind sie erst vorüber, das heißt, werden keine Eismassive mehr vom Polareis losgelöst, dann können wir besserer Witte­rung entgegensehen.

Schach- Ede.( 31)

Leiter B. Nagel. Das Breslauer Zurnier. ( Fortsetzung.)

3. Beilage.

Expedition: Kronprinzenstr. 1.

Preis Rätsel.

( Auflösungen find stets bis spätestens Donnerstag Abend einzusenden.)

3itaten Rätsel.

Fordere Niemand mein Schicksal zu hören. Das ist der Tag des Herrn.

Dein Name sei gelobt, o Herr mach uns fret. Dort unten in der Mühle.

Es fann ja nicht immer so bleiben. Ueber Berg und Tal rauscht a Wasserfall. Und wenn sich der Schwarm verlaufen hat.

Jeder ist sich selbst der Nächste.

Herr, dunkel war der Rede Sinn.

Was ist des Deutschen Vaterland.

Aus obigen Zitaten ist je ein Wort zu entnehmen, so daß ein Zitat M. Claudius entsteht.

Auflösungen aus Nr. 199:

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Es gingen 24 richtige Lösungen ein. Die Prämie erhielt J. Oh m=

Wilhelm Wehn, Möbelfabrik

Wilhelmshaven, Kaiserstraße 114.

London, 29. August. Heute Vormittag um 11 Whr fetzte sich der ungeheure Leicherzug in Bewegung, der die sterblichen Reste des heimgegangenen Führers und Begrün­ders der Heilsarmee, Generals Booth, zur letzten Ruhe be= glettete. Nach einer Trauerfeier in der Olympia Hall, in Der 4. Preisträger, Schlechter( mit Tarasch gleichen Stand 11), der der Sarg aufgebahrt war, erfolgte. der Abmarsch der ist der bescheidenste Schachspieler, den es gibt. Manch einer fönnte Leidtragenden. Mehr als zwei Kilometer war der Zug lang, von ihm lernen. Er stellt nie strikte Behauptungen auf, mäßigt sie stede in Förrien. der sich zum Friedhofe von Stoke Newington bewegte, mehr immer durch Zusäße, wie ich meine" oder nach meiner Ansicht" etc., als 41 Musikkapellen der Heilsarmee waren im Zuge ver- dabei ist seine Ansicht sicher die richtige. Man hat gesagt, es ist eines teilt. der schwierigsten Dinge, dem Schlechter eine Partie abzugewinnen, und hat damit Recht. Mehrere Male( auch wieder in Breslau) hat * Deutsche Sängerin Paris. Etwa 200 Sän- er dies bewiesen, indem er feine Partie verlor. Dafür machte er eine get aus Rheinland und Westfalen haben in den legten Ta- um so größere Anzahl remis. Er ist der geborene Matchspieler und gen unter Führung des Männergesangvereins Orphea( Dir. hat dies gegen Lasker gezeigt, indem er mit Baster remis machte. Püz) eine Sängerfahrt nach Paris veranstaltet und dabei Er ist auch der einzige Gegner, der als Matchspieler gegen Laster in Anfertigung von Wirtschafts- und Ladeneinrichtungen aller Art. Betracht kommt. Es erscheint ausgeschlossen, daß er einen Match ver­wiederholt in großen Wirtschaften und auf den Straßen die lieren fann. Sein Spieltypus hat etwas ungemein Sicheres an sich. Um- und Ausbau von Schaufenstereinrichtungen. Marseillaise gesungen! In einem Aachener Lokalblatt Betrachtet man seine Partien, so erscheinen sie so natürlich, daß man Lieferung von Ausstellungsschränken mit rahmenlosen Glasschiebe­wird u. a. darüber berichtet: Nach dem Essen sangen wir ſich ſagt, so hätte ich wohl auch gespielt, aber dabei deckt er sich nicht türen, Glasauffäßen für Tresen, Messtuggestellen und Glasplatten. vor dem Hotel in der Rüe Honore einige Lieder. Der Ver- nur nach allen Seiten, sondern er greift auch latent an und wenn er fchr stockte, Hunderte von Wagen nach rechts und links stan- hat er immer eine Variante im Rückhalt, die ihm remis sichert, wenn einmal hervorbricht aus der Reihe, so gewinnt er sicher, aber dabei den still, und die Franzosen lauschten unseren Liedern. Sämt- sein Angriff, mißlingen follte und in die er einlenkt. Dies ist die große liche Fenster waren besetzt, und die Begeisterung wollte kein Kunst an seinem Spiel und beweist seine Selbstzucht im Spiele. Ende nehmen, als wir die Marseillaise vierstimmig anstimm­( Forts. folgt.) ten. Die Verkehrsstockung war so groß, daß schließlich ein Das Erscheinen der neuen Bearbeitung von Lilguers Handbuch( sog. Schuhmann erschien und uns bat, zur Vermeidung von Un- Schachbibel) ist nun endlich gesichert. Der Vertreter von Veit& Co. glücksfällen weiterzuziehen. Jedoch drohend wandte sich die in Leipzig ist mit Schlechter in Verbindung getreten, der die Leitung Menge gegen den Schuhmann, und ungehindert fangen wir der Neubearbeitung übernommen hat und sie binnen Jahresfrist zu unter tosendem Beifall der Menge die Nationalhymne zu vollenden hofft. Damit wird endlich der ersehnte Wunsch( seit ca. 20 Jahren wartet man schon) der Schachspieler erfüllt. Ende. Es hätte nicht viel gefehlt, dann hätten die Franzosen H. M. Lösung Sc6 e 5 scheitert an e7- e 6. Die 2. Lösung unsern Püz auf den Schultern davongetragen." Dazu bemerkt stimmt.

Der Sturmgefang der Liebe.

Roman von Robert Heymann.

( Nachdruck verboten.)

( 27. Fortseßung.) Eigentlich bin ich ja etwas erstaunt, Herr Remmert, Sie so plöglich bei uns auftauchen zu sehen..." Joachim sondierte.

Haben Sie nichts von der kleinen Affäre gehört, die sich Oor einigen Wochen abgespielt hat?"

" Ich bin erst vor drei Tagen aus Südwestafrika zurück­gekehrt. Dort rumort es seit einigen Wochen, und man muß sich auf Ueberraschungen gefaßt machen. Um auf die kleine Affäre zurückzukommen Sie fönnen sich denken, daß ich in den paar Tagen in Arbeit halb erstickt bin und noch nicht einmal richtig eine Zeitung aufschlagen konnte...

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Joachim Remmert sprang geschickt von dem Thema ab. ,, Sie erinnern sich vielleicht, Herr Direktor, daß Sie mir dor nicht allzu langer Zeit eine Stellung in Ihrer Gesellschaft antrugen."

Ganz recht! Wir suchen Kräfte für Südwestafrika ansere Berliner Büros sind natürlich besetzt."

,, Es würde mir auch niemals einfallen, mich um einen Posten hier in Berlin zu bewerben. Hingegen würde ich nicht abgeneigt sein, nach Südwestafrika zu gehen.

Der Direktor stand auf.

,, Mensch, daß Sie sich endlich dazu entschlossen haben! Lassen Sie sich dazu gratulieren! Ich habe mich immer ge­wundert, daß Sie sich nach Bremen ſehen und dort versauern! Sie brauchen doch ein Feld für Ihre Tatkraft, das nicht mit 3aunpfählen abgesteckt ist! Dort unten bietet sich Ihnen Ge­legenheit, zu zeigen, was Sie können, und Sie können etwas, ich weiß es. Haben Sie erst den Sprung über den Ozean getan, dann können Sie sich Brücken bauen nach Amerika und wohin Sie wollen! Lassen Sie sich zu diesem Entschluß gratu­lieren!"

Und er streckte ihm die Hand hin. Joachim schlug den Mantel zurück und reichte ihm die Linke.

Der Direktor war ein wenig verblüfft, erging sich aber gleich des weiteren über die Vorteile, die sich dem Ingenieur in Südwestafrika boten.

Schachnachrichten.

welche die deutsche Volkswirtschaft alljährlich erleidet durch Ver­Auf mehrere Millionen Mark könnte man die Verluste beziffern, wendung scharfer und die Wäsche schnell zerstörender Waschmittel. Die Hausfrauen wissen auch aus eigener Erfahrung, wie hoch die Kosten sind für Neuanschaffung von Wäsche infolge zu schnellen Ver­schleißens. Deshalb sollte jede Hausfrau bei der Auswahl von Wasch­mitteln vorsichtig und besonders mißtrauiſch ſein gegen neuauftauchende Fabrikate. Dr. Thompson's Seifenpulver, Marte Schwan, hingegen hat sich seit länger als 30 Jahren überall bewährt, weil es garantiert unschädlich ist und die Wäsche nicht angreift. Ebenso unschädlich ist das von den Fabriken von Dr. Thompson's Seifenpulver, G. m. b. H., in Düsseldorf in den Handel gebrachte Bleichmittel Selfix, das einen vollständigen Ersatz für Nasenbleiche bietet.

,, Wenn ich ins Ausland gehe, Herr Direktor, so weiß ich, Ruth heftete die Augen unausgesetzt quf die Tür und las daß ich mit allen Konsequenzen zu rechnen habe. Die Seite der ihm förmlich das Ergebnis vom Gesicht ab. Sie lächelte, als Angelegenheit ist von vornherein erledigt. Die Frage ist nur, ste sah, daß auch er lächelte, siegesbewußt, stolz und froh. Er ob Sie Vertrauen in mich sehen, nicht jenes Vertrauen, das segte sich neben sie und streichelte mit der Linken ihre Hand. sich von selber gibt, wenn man einen Mann vor sich stehen Glaubst Du, Ruth, daß die Mutter Dich wird entbehren ſieht, gesund, unternehmungslustig, sondern das Vertrauen, fönnen?" das sich in seine vollkommene Person sezt, und das sich immer merkwürdigerweise mehr an den Körper als an den Geist beftet."

Der Direktor sah ihn fragend und etwas unsicher an.

Joachim Remmert fuhr fort:

" Ich meine ein unbedingtes Vertrauen, das auf meiner inneren Persönlichkeit fußt."

trauen zu Ihnen hernehmen, wenn ich es nicht gerade auf Nun, zum Kuckuck, wo soll ich denn sonst mein Ver­Ihre innere Person seze?"

Remmert streifte den Mantel vom rechten Arm. Ich bin nämlich ein Krüppel."

Der Direktor der Eisenbahnbaugesellschaft blickte erschrok­ten und zweifelnd auf den leeren Aermel.

,, Ach", sagte er, und darin spiegelte sich sein Schreck, seine. Verwunderung, seine Enttäuschung. Der Ingenieur sah ihn fest an und zog seinen Blick förmlich magnetisch an sich. Er machte ihm den Rückzug geradezu unmöglich.

Zwar stellte der Direktor einige kleine Bedingungen, be­sonders in Bezug auf Entschädigung und die mit jedem Enga­gement verbundene Lebensversicherung. Aber schließlich sagte er doch mit Rührung in der Stimme:

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Gut denn, Herr Remmert, lassen wir es bei dem, was wir" besprochen haben! Sie werden sich allerdings um eine tüchtige Hilfskraft umsehen müssen, die die schriftlichen Arbei ten erledigt und die Ihnen auch sonst zur Seite steht...

66.

Ich habe meine Schwester bei mir, die mich begleiten wird.'

,, Donnerwetter! Die Kraft und der Unternehmungsgeist scheinen bei Ihnen in der Familie zu liegen! Ihre Schwester?

Donnerwetter!"

Joachim Remmert mußte lächeln.

,, Und was ich noch sagen wollte: glauben Sie denn, daß Sie sich gut zu Pferde halten können? Sie können sich denken, daß Sie weite Strecken abreiten müssen!"

Ich bin von Jugend auf ein guter Reiter gewesen, Herr Direktor."

Sie gehen natürlich als Oberingenieur. Jm Brückenbau Gewiß! Natürlich! Sie können ja den Zügel in der find Sie ja trainiert, aber im Bahnbau müssen Sie sich noch linken Hand fassen, aber Sie müssen berücksichtigen, daß Sie einarbeiten. Nun, das gibt sich bei ihrer Erfahrung und Ihrem einmal in die Lage kommen könnten, zur Waffe greifen zu Wissen schnell genug. Gesund sind Sie auch, das Klima werden müssen, was dann?" Sie gut ertragen. Ueber das Gehalt wollen wir noch reden, ,, Dann nehme ich den Zügel zwischen die Zähne und habe doch halte ich es nebenbei für meine Pflicht, Sie gleich darauf die linke Hand frei, Herr Direktor." aufmerksam zu machen, daß die Verhältnisse dort nicht ganz ,, Schön! Sie sind nicht in Verlegenheit zu bringen, Herr ficher sind. Ich glaube ja nicht, daß es zu Schlimmerem kommt, Remmert! Also auf Ihre Verantwortung- ich habe jetzt aber man kann nicht wissen- die Hereroleute befinden sich einige Konferenzen und bitte Sie, heute Abend noch einmal seit einiger Zeit in beständiger Aufregung. Ueberraschungen vorzusprechen. Wir wollen dann alle einzelnen Punkte fest­in dieser oder jener Richtung müßten Sie natürlich mit in legen."

Kauf nehmen. Uebrigens haben wir Truppen genug zum Erhobenen Hauptes verließ Joachim das Gebäude und Schutz unseres Unternehmens in den Stationen stehen." beaab sich in die Konditorei zum Fürstenhof".

,, ja! Mutter ist ja noch rüstig! Und ich kann doch im­mer von Zeit zu Zeit hinüberfahren und nach dem Rechten sehen!"

,, Das ist es eben. wenn Du das nun nicht könntest?" ,, Dann wird es wohl auch gehen. Aber ich sehe nicht ein, warum das nicht ginge! Heutzutage sind die Entfernungen in keinem Falle mehr groß..."

,, Doch, es gibt schon solche Fälle! Wenn zum Beispiel ein Meer sich zwischen die Eisenbahnlinien schiebt

Sie erschrat. Aber sie ließ es ihn nicht merken, kämpfte tapfer die Ueberraschung nieder und blickte ihn unverwandt an. Nur in ihren Augen zudte es jäh auf.

Wie meinst Du das?"

Ich hätte Gelegenheit, meinem Leben eine neue Wen­dung zu geben. Du verstehst, daß ich mich nicht hierherſetzen und nichts tun kann. Daran würde ich sterben. Nun bietet sich mir ein neues Feld, in dem ich ganz aufgehen kann, ein neuer Weg hat sich aufgetan, den ich allerdings nur gehen fann in Deiner Begleitung, wenn Du das wahr machst, was Du mir versprochen hast."

Hast Du je einen Augenblick daran gezweifelt?" ,, Offengestanden nein. Aber es ist immerhin eine

kleine Zumutung an Dich. Fast fürchtete ich mich davor.

Nach dieser Einleitung und seiner Bemerkung von dem Ozean erinnerte sie sich, daß er einmal von einer Eisenbahn­baugesellschaft in Südwestafrika gesprochen hatte. Sie erriet sofort, daß er nach dorthin abgeschlossen hatte, und wenn auch im ersten Augenblick etwas wie Furcht bei solcher Perspektive in ihr aufstieg, reichte sie ihm doch mit erzwungener Gelassen­heit die Hand und sagte:

Ich gehe mit Dir, Joachim, wohin es auch sei." ,, Auch nach Südwestafrika?"

,, Auch nach Südwestafrika." Damit war es entschieden.

Der Uebergang vollzog sich rasch. Die alte Frau Remmert hatte zwar einen schwachen Versuch gewagt, zu protestieren. Aber sie hatte sich darein gefunden, umsomehr, als der Vater die Partei des Sohnes ergriff.

Als Joachim sich mit Ruth dem Sandstreifen von Swa­kopmund näherte, da überſtürzten sich bereits die Meldun gen über den losgebrochenen Aufstand. In den Waterbergen hatten schon die ersten Kämpfe stattgefunden. Farmen waren niedergebrannt, Patrouillen der deutschen Schutztruppen über­fallen und massakriert. Im ganzen nördlichen Teil des deut­schen Besizes waren alle Arbeiten eingestellt, und in Deutsch­land wurden bereits große Truppennachschübe vorbereitet. Wortjehung folgt.)