aus den Klauen dieses schön gefiederten Raubvogels zu reißen. Er wollte die Schulden bezahlen, dem Weibe eine Abfindungssumme von 20,000 Frcs. noch obendrein zustclleu, das thenre Söhnlcin in Gesellschaft eines für 10,000 Francs jährlich angeworbenen Professors in der Schweiz und in Italien hcrnmrcifen lassen, — Alles vergeblich; immer im letzten Augenblick trat Herr DeSbrouffcS junr. mit neueil Forderungen hervor, ohne sich zum definitiven Bruch zu entschließen.
Endlich verlor der alte Millionair die Geduld; er ließ seinen Sohn, der erst seit vier Monaten großjährig geworden! war, unter gerichtliche Curatel stellen, und die gefährliche Sirene wegen obenerwähnter, durch Art. 406 vorgesehener Vergehen gefänglich einziehcn.
Mlle. Charlotte heißt eigentlich Marie Berthicr, ist 25 Jahre alt und über alle Maßen schön und elegant. Sie ist die natürliche Tochter einer Frau, die sie nicht kennt, und die eheliche Gattin eines Herrn Court, von dem sie nicht weiß, was ans ihm geworden ist.
Hier nur der Anfang des Verhörs, das, der Präsident vor dem Publikum mit ihr anstellt. Es ist auch nicht Alles rosig in dem Metier.
Präsident: Sie leben von den Geschenken Ihrer Liebhaber?.
Antwort: O, Herr Präsident!
Präsident: Wir wissen es schon. Sie suchen nicht nach Männern, indem Sie auf den Boulevards ans und niederspaziercn, sondern Sie gehen mit Equipage auf die Jagd im Bois de Bonlogne. Das ist etwas luxuriöser, kommt aber auf dasselbe heraus. Wir sind streng in unfern Ausdrücken, allein Sie waren grausam gegen die Unglücklichen, die sich zu ihrem Verderben von Ihnen fesseln ließen. Zuerst, hatten Sie einen Russen, dm Sie ruinirt nach Hanse geschickt haben; auf den Russen folgte ein Cörse, der bis ans den letzten Heller Alles verloren hat. Dann kam ein französischer Officicr, der sein ganzes Vermögen Ihnen opferte und nun nach Mexico gegangen ist, Um den Tod zu suchen. Zuletzt nun der junge Desbrousses, der noch unmündig war und in noch nicht einem Jahre 200,000 Francs niit Ihnen verschwendet hat. Ist dies, fragen wir Sie, daS Benehmen eines anständigen Frauenzimmers?
Die Angeklagte schweigt. — Herr Desbrousses junr. scheint nach Allem, was er selbst spricht und waS die Zeugen über ihn anssagm, ein schwachköpfiger und doch dabei höchst eigensinniger, verwöhnter Jnnge zu sein, der zehn Jahre lang das Lyccnm St. Louis besucht hat, allein, wie der Präsident seinem Vater in trockenem Tone bemerkt, «och nicht einmal orthographisch schreiben kann. Das Herrchen hatte schon von seinem fünfzehnten Jahre an eine ganz anständige Position. WaS ihm sein Vater jährlich gab und seine Mutter heimlich an Taschengeld zusteckte, belief sich auf 12,000 Frcs., und dabei brauchte er, wie Papa selbst vor Gericht versicherte, noch nicht einmal einen Handschuh von seinem Gelde sich zu kaufen und hatte in dem I
Stall seines Vaters drei Pferde zur unumschränkten alleinigen Verfügung stehen. Als ihn die Schulden, die er für Mlst. Charlotte gemacht, drückten, verließ er das Hans. Aciißerst erzürnt darüber, daß er nicht Geschäftstheilhaber seines Batcrö. werden konnte, quartierte er sich bei Mlle. Charlotte völlig ein und nahm nun' bei allen Wucherern und.„Tigern".Geld ans, um, wie er sich anSdrückte, für die empfangene Gastfreundschaft eine heilige Schuld abzntragcn. Die Mutter war, gelinde gesagt, eine schwache Frau; sie gab später noch, obwohl sie wußte, für wen und zu welchen: Zweck, dem Söhnlem heimlich Geld, „damit er den Wucherern nicht völlig in die Hände falle".
Im Hintergründe bewegt sich eine Schaar von Juwelieren, Chaisenfabrikanten, Winke'ladvocaten und Roßkämmen, wie sie Balzac in seinen Romanen nicht verworfener und wahrheitsgetreuer gezeichnet hat. Einige von ihnen standen mit Mlle. Charlotte auf dem zärtlichsten Fuße, sie frühstückten des Morgens allein mit ihr, um über die zweckmäßigste Art sich zu bcrathen, wie man dem dummen Jungen das Geld zu möglichst hohen Zinsen aufhängen könne. Die daraus bezüglichen Enthüllungen, welche der Präsident in öffentlicher Sitzung machte, mußten verschiedenen dieser mit Namen genannten und persönlich anwesenden Herren sehr ungelegen kommen.
Vermischtes.
(Zur Trichinenfrage.) Die Wittenberger Polizei hat an die dortigen Flcischermcister ein Circular erlassen, in welchem denselben anfgcgebcn wird, alle znm Verbrauch für das Publikum zu schlachtenden Schweine Tags vorher bei der Polizeibehörde anzumelden und Tags darauf von einer dazu bestellten Commission das Fleisch der geschlachteten Schweine mikroskopisch auf Trichinen untersuchen zu lassen. Die beiden Stadtbehörden zu Zeitz werden sich dieser Tage zu den gleichen, so höchst vernünftigen Maaßregeln vereinigen. Zn Halle und Naumburg haben sämmtliche Fleischermcister sich verbindlich gemacht, jedes von ihnen geschlachtete Schwein mikroskopisch ans Trichinen untersuchen zur lassen. Die Kasseler Schweinemetzgcr, oder vielmehr die „Schweine schlachtenden Metzgcrmeister zu. Kassel", wie sich die Herren, um allen möglichen Irrungen vorznbengen / nennen, haben sich verabredet, alle geschlachteten Schweine bei Meldung einer Convcnti vnal- strase von 100 Thlr. durch Sachverständige untersuchen zu lassen. — Achnliche zur Beruhigung des Schweinefleisch essenden Publikum noth- wmdigen Maaßuahmcn meldet man ans Berlin-, Frankfurt, Braun - schweig und vielen andern Orten.
Angckommcne und abgegangcne Seeschiffe.
Brake-, 1k. Dccbr.
von
Hann. Hermine, Buse (14.) Newcastle
Hann. Minerva, Doyen, Newcastle
Hann. Harmonie, Stornier (15) Newcastle Hann. Antina, Meyer Firth of Forth
nach
Old. Alida, Sandersfeld (13) Christiansand
Passagi erfuhrt
auf der Unterweser und Hunte.
Von Bremen 7 Uhr Mgs. Uhr lOMgs. BonB>remerhaven6(stUhr Mgs. Ost-, Uhr, Bon Oldenburg täglich Hin-und Herfahrt.
Postdampfschifffahrt zwischen Bremen und Ncwyork.
Die nächsten Expeditivnstage sind:
D. Newyork, am 30. December.
D. Bremen, am 13. Januar 1866. D. Hansa, am 27. Januar „
D. Hermann, am 10. Febr. „
D. America, am 24. Febr. „
Postdampfschifffahrt zwischen Bremen u. London, Bremen u. Hüll.
Abs. nach London jeden Donnerstag Morgen Abs. nach Hüll jeden Montag Morgen.
„ von London jeden Donnerstag Morgen. „ „ H u l l jeden Mittwoch und Sonn
abend Abend bis ans Weiteres.
Negclmäs.igc Dampfschifffahrt
- zwischen
B rcm e r h av en - G e e st c,m und e und
N ow deuh a m m - Blexen.
Abf.won Nordcnhamm 7 (-st Uhr Morgens, 1 Uhr Mittags.
Abs. von Bremerhaven 9 (st Uhr Morgens, 4 Uhr Nachmittags.
Die Direction des Norddeutschen Lloyd. Director. Procuraut.
Zur öffentlichen Verpachtung der zu Lagerrmü men -abgetheitten 5 Plätze an der Nordseile des Hafens ist Termin auf den
18. d. M., Nachm. 3 Uhr, an Ort und Stelle angesetzt. Die Bedingungen können auch vorher auf den: Amte eingesehen werden.
Amt Brake, 1865 Dec. 9. .
Strackerjan.
_ Döhler. _
Die- Listen der in den Gemeinden des Amtsbezirkes Brake im Jahre 1845 geborenen bcz. daselbst hcimathberchtigten Militairpslichtigcn liegen vom 17. bis 31. d. M. bei den Gemeindevorstehern der betreffenden Gemeinden zur Einsicht offen.
Die gedachten Militairpslichtigcn bez. deren Eltern oder Vormünder werden hiedurch ans- gefordert, falls Erstere nicht in die Listen eingetragen sein sollten, dieses dem betreffenden Gemeindevorsteher oder dem Amte in derselben Frist anzuzeigcn, widrigenfalls sie in Gemäßheit'
i Art. 27. H. 3. des Recrntirungsgesetzeß, ohne ! zur Loosnng zugelassen zu werden, in ven Militärdienst gestellt werden. Sollten in den Listen Militairpslichtige anfgeführt sein, welche bereits verstorben sind, so haben deren Eltern oder Vormünder dieses in gleicher Frist anzn- zcigm und zwar zur Vermeidung einer Gcld-- strafe bis zu 10 Thalern.
Amt Brake, 1865 Decbr. 14.
Strack rjan.
Döhler.
Widerruf.
Die ans heute, Sonnabend, den 16., angesetzte Auction von Goldsachen und Uhren fällt einstweilen anS. -
F. G. Borgstede.
Mein , Lager von
Tupeteu u. RsNZeuux
halte in großer Auswahl bestens empfohlen. Glanztapcien von 5 gs. an, Landschaft-Rou- leanx von 25 gs. an, das Beschneiden und Anschlägen der Ronleanx wird mit sämmtlichen Zuthaten für 10 gs. per Stück auf Verlangen besorgt. I. H. Helmich.
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Spiegel und Spiegelgläser, grade - und geschweifte Gardiencnbogett , von Goldleisten sind, stets in beliebigen Sorten vorräthig.
I. H. Helmich.
