Sammlung Brandes
Die digitale Sammlung Brandes präsentiert eine charakteristische Auswahl von rund 200 Bänden aus der Privatbibliothek des Hannoveraner Beamten Georg Friedrich Brandes (1719-1791). Seine ca. 22.000 Bände umfassende Büchersammlung war der Gründungsbestand der heutigen Landesbibliothek Oldenburg (eröffnet September 1792).
Der Hannoveraner geheime Kanzleisekretär Georg Friedrich Brandes (1719-1791) bekleidete nach dem Jurastudium und einer Auslandsreise, die ihn nach England und in die Niederlande führte, seit 1746 wichtige Verwaltungsämter im Kurfürstentum Hannover. 1769 übernahm er zusätzlich das Referat für die Landesuniversität Göttingen, das er bis zu seinem Tode innehatte. Hier bestimmte er in enger Zusammenarbeit mit dem Göttinger Altphilologen und Bibliothekar Christian Gottlob Heyne (1729-1812) maßgeblich die Entwicklung der Reformuniversität. Brandes trug in über vier Jahrzehnten ein Sammelensemble, bestehend aus Bibliothek, Karten- und Kupferstichkabinett, zusammen, das zu den bedeutendsten seiner Zeit im Deutschen Reich zählte. 1790 kaufte der Oldenburger Herzog Peter Friedrich Ludwig die Bibliothek, die übrigen Sammlungsteile wurden zerstreut. Ihre 22.000 Bände wurden als „Herzogliche öffentliche Bibliothek“ 1792 zu großzügigen Benutzungsbedingungen im Oldenburger Schloss aufgestellt.
Seit 1740 hatte Brandes eine zu wohl annähernd gleichen Teilen aus Neuerscheinungen und Antiquaria enzyklopädisch angelegte Sammlung von ausgesuchter Qualität aufgebaut, die trotz ihres bibliophilen Charakters, wie er etwa in den reichgeschmückten Kalbsledereinbänden und den zahlreichen berühmten Vorbesitzern zum Ausdruck kommt, auf der Höhe ihrer Zeit stand und den Oldenburgern denn auch nach dem Willen ihres Herzogs zur „Erleichterung der Erwerbung nützlicher Kenntnisse und Verbreitung des guten Geschmacks dienen“ sollte. Sie war eine aktuelle Gebrauchsbibliothek im bibliophilen Gewande, deren Schwerpunkt bei den Geisteswissenschaften lag, vorzüglich bei der Geschichte, der Altertumswissenschaft, der Sprach- und Literaturwissenschaft sowie der Wissenschaftsgeschichte. Nicht zuletzt die Buchproduktion des zeitgenössischen westeuropäischen Auslands, besonders Englands, hat Brandes breit berücksichtigt. Sie war in größeren Teilen auch eine Anglophilenbibliothek.
Die Auswahl für die Digitalisierung wurde im Zusammenhang mit der Vorbereitung zu einer Brandes-Ausstellung nach den Grundlinien der Sammlung getroffen, die sich unter den Aspekten Bibliophilie, Aufklärung und Anglophilie fassen lassen.
Weiterführende Literatur
Crusius, Gabriele: Sammelkultur im Geist der Aufklärung. Die Bibliothek des Hannoveraner Beamten Georg Friedrich Brandes in der Landesbibliothek Oldenburg. Heidelberg: Winter, 2010. 158 S. : zahlr. Ill. (Schriften der Landesbibliothek Oldenburg ; 51) ISBN 978-3-8253-5762-7
Crusius, Gabriele: Aufklärung und Bibliophilie. Der Hannoveraner Sammler Georg Friedrich Brandes und seine Bibliothek. Heidelberg: Winter, 2008. 219 S. (Beihefte zum Euphorion ; 54)
Adam, Wolfgang: Privatbibliotheken im 17. und 18. Jahrhundert. Fortschrittsbericht (1975-1988) JASL 15 (1990) S. 123-173
Crusius, Gabriele: Briefe als Quellen der Privatbibliotheksgeschichte. Georg Friedrich Brandes und seine Bibliothek im Spiegel der Brandesschen Korrespondenz mit Christian Gottlob Heyne, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 10, 1985, S. 1-16
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Handschriftlicher Katalog der Sammlung Brandes