Ob ich ihm nicht nachgehen soll?" dachte ich',Vielleicht braucht er Jemanden, um aufzup affen?"

So denke ich, während ich doch so schlaftrunken bin, daß ich nicht aufstehen mag. Das Heu ist so frisch und duftet so schön. Da höre ich, wie die Thüre wieder knarrt. Richtig, er ist's, nun, gut, daß ich nicht nachgegaugen bin.

Ja, er ist's! . . . Was inacht er aber? Er steht und

wartet einen Augenblick, dann geht er wieder leise hinaus.

Aha, aha! denke ich, da muß ich helfen, und eile ihm nach. Draußen nun sehe ich, wie er zu ihr unters, Fenster schleicht, auch leise anklopft; aber vielleicht schläft die junge Kosackin schon, oder auch der Alte noch nicht, wer kanns wissen; genug, wir kommen unver­richteter Sache zurück.

Sei nicht traurig, Jacob," sage ich zu ihm, um ihn zu trösten, die Zeit wird schon kommen wo auch die Sonne in unser Thor leuchten wird.

Er macht nur eine abwehrende Bewegung mit der Hand und ver­steckt sich tief im Heu.

Jacob, Jacob!" ruf ich ihm zu.

Er schweigt, als ob er schläft und nicht hört. So wende ich mich denn auf die andere Seite uud sinke in den festen Schlaf des Ge­rechten.

Am andern Morgen standen wir schon früh, mit der Sonne, auf. Der Alte begleitete uns bis zum Dorfe hinaus.

Das Dorf Chmelinzo selbst ist eine Kosackeuausicdelung, bis zuin herrschaftlichen Dorfe ists etwa noch eine halbe Werst.

Der Alte nahm seine Mütze ab und betete:Es helfe ihnen Gott, der Herr!" und nahm Abschied von uns.

So gehen wir weiter und mit Einemmale steht, wie aus der Erde hervorgekommen, Martha mit dem Trageholze der Wassereimer vor uns. Sie will etwas sagen, schämt sich aber und wird über und über roth wie eine Kirsche.

Nun", sage ich,Marthuschka, willst Du uns vielleicht be­gleiten ?"

Ich mußte schon mit ihr zu sprechen anfangen, denn meinem Burschen war die Zunge wie angeklebt, ihm leuchten nur die Augen und er drängt sich hinter mir zu ihr.

Ich war nur nach Wasser gegangen," sagt Martha,jetzt muß ich aber wieder nach Hause. Gott, der Herr, helfe Euch, Onkelchen!"

Sagt's und verschwindet wieder hinter den Weiden.

(Fortsetzung folgt.)

Gerichtszeitmrg.

Amtsgericht Brake.

Im Monat December v. I. sind zu Vormündern bestellt:

t. über die minderjährigen Kinder des weil. Dachdeckers Johann Hinrich Brüning zu Sandfeld der Arbeiter Johann Chri­stian Brüning zu Oldenbrok-Altendvrf;

2. über den minderjährigen Sohn des weil. Schifsszimmeriuanus Johann Friedrich Lange zu Oberhammelwarden die Wittwe Lange.

3. über die minderjährigen Kinder des weil. Kahnschiffers Johann Christian Dicdrich Stör zu Brake der Kaufmann Johann Hinrich de Harde zu Brake.

Vermischtes.

Nord hausen, 21. Dec. Vorgestern Abend fand hier eine Er­stickung durch Kohlenoxhdgas in der Familie eines Schuhmachers Kreutzer statt. Man kochte Kaffee bei Kohlenfeuer; der Hauswirth hörte bei gelegentlichem Eintreten, daß die zwölfjährige Tochter seines Miethsmannes, die den Kopf in ihrer Mutter Schooß barg, über Kopfweh klagte; später wurden.Mutter und Tochter auf der Erde liegend gefunden, der Mann bewußtlos am Tische sitzend. Kreutzer wurde rasch wieder zur Besinnung gebracht, nach längeren Anstrengun­gen auch die Frau, die Tochter war aber nicht wieder zu erwecken.

Die BerlinerTribüne" erzählt folgende kleine Geschichte, in der ein Berliner Schwindler die Hauptrolle spielt: Bor einiger Zeit traf mit dem Dampfer von Dover ein Fremder in Havre ein; derselbe war elegant gekleidet und ließ sich sein schweres Gepäck nachtragen. Er­ließ sich einen Gasthof zeigen, dessen Adresse er bei sich trug, setzte sich an die Table d'Hote uud speiste wie ein Lord. Beim Dessert wandte er sich au einen Nachbarn, der während der Tafel sehr zuvor­kommend gegen ihn gewesen war, und fragte:Können Sie mir einen Bankier Nachweisen, bei dem ich einen Wechsel discontircn kann?

Ich selbst bin Bankier, uud wenn cs Wechsel von guten Firmen sind, werde ich solche gerne annehmen."Ei, das ist herrlich, sollen wir gleich geheip?" Als die Beiden in das Comptoir des Bankier ge­kommen waren, zeigte der Fremde seine Wechsel vor. Der Bankier bekrachtete solche anscheinend sehr aufmerksam, näherte sich der Thür, verriegelte dieselbe und steckte die Wechsel in die Tasche.Herr," sagte er,Sie sind ein Schurke, ich war von Ihrer Ankunft unter- terrichtet. Sie waren Cassirer des Hauses W. und Co. in London, dessen Correspondent ich bin. Sie haben dem Hause 200,000 Frs. in Wechseln entwendet, ich werde solche behalten." Der Fremde blieb ruhig und stumm, der Bankier fuhr fort:Danken Sie es der Groß- muth Ihrer ehemaligen Chefs. Sie hätten Sie an den Galgen brin­gen können, statt dessen haben sie sich an mich gewandt. Ich lauerte Sie ab bei Ihrer Landung, setzte mich mit Ihnen zu Tisch und ver- muthete, daß Sie die Papiere versilbern würden. Dies traf ein. Die Großmuth des Hauses W. u. Co. will die Sache nicht nur ver­schweigen, sondern Ihrer Frau und Kinder wegen Ihnen die Mittel gewähren, ein ehrliches Leben führen zu können. Sie haben drei Kinder."Fünf," murmelte der Fremde, indem er Alles sanft zu­gab.Ich bin beauftragt, Ihnen 30,000 Frs. auszuzahlen, hier sind sie in Bankbillets. Machen Sie, daß Sie sortkommeu!" Der Fremde entfernte sich mit den Bankbillets uud hat sich nie wieder blicken lassen. Alsbald schrieb der Bankier nach London, er habe sich feines Auftrags entledigt, zugleich schickte er die Wechsel, die er an'sich ge­nommen, ein und bat, ihn für die ausgelegten 30,000 Frs. zu ent­schädigen. Bald darauf empfing der Bankier einen Brief, worin es hieß, das Haus W. u. Co. sei gar nicht bestohlen, der Cassirer auf seinem Posten, die Wechsel seien falsch. Die dem Schwindler über­gebenen 30,000 Frs. möge der Correspondent aus sein eigenes Ber- lustconto schreiben. Der Fremde hatte, wie sich herausstellte, die Briese an den Bankier geschrieben, sich selbst darin dennncirt und sich die 30,000 Frs. zngesprochen.

Man meldet ans Florenz vom 14. December. Vorgestern gegen 5 Uhr Abends begann hier ein Erdbeben, das sich zu wiederholten Malen bis Mitternacht bemerkbar machte. Man sah zuweilen den Schreibtisch unter den Händen sich leicht hin und herwiegen und hörte auch die Fenster erklirren, aber sonst haben die wellenförmigen Erd­erschütterungen für Florenz, wie gewöhnlich, keine ernsten Störungen verursacht. Aus Barberino und Scarperio wird berichtet, daß Schorn­steine und Dächer einstürzten. Auch diesmal wurde bei lang anhal­tendem schönen Wetter mit Nordwinden das Erdbeben dnrch einen Umschlag in Regen und Südwinde cingeführt.

Neulich hat man wieder ein Riesenei des neuseeländischen Vogels Moa gefunden. Es ist von schmutzig weißer Farbe, zehn Zoll lang !. und fünf Zoll dick. Ein Arbeiter sanv es bei einer Ausgrabung we­nige Fuß unter dec Erde und zwar in den Händen des Skeletts eines Maori, der in sitzender Stellung begraben war, die beiden Hände, das Ei haltend, gegen den Kops erhoben. Der Moa hat demnach ohne Zweifel der jetzigen geologischen Periooe angehört. Wandernde Gold- ! gräber wollen ihn übrigens sogar noch lebend gesehen haben und gaben ! eine Beschreibung von ihm.

! Ans dem Rückmarsch aus den Herzogthümcrn hatte das 7. bran- > dmbnrgische Infanterie-Regiment 60. Quartier in Spandau er- ! halten und waren auch bei einem Schuhmachermcister einige Mann cinqnartirt, mit denen sich dessen Lehrling viel zu schaffen machte. Als das Regiment Spandau verließ, kam der Lehrling in das Zimmer, in dem sich die Einqnartirnng befunden hatte, und da er in demselben noch einige Stiefel vorfand, so setzte er voraus, daß diese einem Sol­daten angehören mußten und eilte mit diesen dem Regimente nach, holte dasselbe auch ein und warf, da er die ihm bekannten Soldaten ! nicht entdecken konnte, die Stiesel mit den Worten auf einen Packwa- ! gen:Wem sie gehören, der wird sich schon melden." Bei seiner ) Heimkehr nach Hanse wurde der ganz vergnügte Lehrling von seinem i Meister mit dem Knieriem empfangen und mußte zu seinem großen ! Schrecken hören, daß er die Stiefel eines Gesellen dem Regimente ! übergeben Habs und mm dieselben ersetzen müsse. In aller Stille setzte sich der Bursche hin und theilte dem König den Vorfall in etwa folgenden Worten mit:Lieber Herr König! Ich bin ein armer Schusterjunge, aber ein großer Soldatenfrcnnd, und ich will auch ein­mal ein tüchtiger Soldat werden. Ich habe ein Paar Stiefel, wo ich glaubte, sic gehörten einem Soldaten, der vom 60. Regiment bei uns einguartirt war, dem Regiment nachgetragen und aus einen Packwagen geworfen, da ich nieinen alten Bekannten nicht heransfinden konnte. Nun sind aber die Stiefel nicht den Soldaten seine, sondern unfern Gesellen seine, und der will sie jetzt von mir wieder haben. Lieber Herr König, meine Angst ist groß, frage doch mal beim 60. Regiment nach, wo die Stiefel geblieben sind, und sorge dafür, daß sie mein Geselle wiederkricgt." In diesen Tagen ging der städtischen Behörde von Spandau ein Cabinets-Schreiben mit dem Aufträge zu, den Schuh- Wacherlehrling N. zu benachrichtigen, daß der König die Stiefel be­zahlen will.

Daß man auch in Konstantüwpel Reclame, und zwar auf dem Friedhofe, zu machen versteht, beweist folgender Fall, dessen Richtigkeit verbürgt werden kann.In Pcra," so erzählt ein Reisender,besich-