Sonnabend, den 30. December. 1863.
Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal. Mittwochs und Sonnabends. Preis pro Quartal Groschen. Inserate flnden Dienstag resp Freitag bis 4 Uhr Nachmittags Nnfiilihme. —Die gespaltene Petitzeile kostet i GroschtÄ. ^ ^
Mit dem 1. Januar beginnt der zehnte Jahrgang des „Braker Anzeigers." Man abonuirt auf denselben bei allen.Großherzoglichen Postanstalten, s0!pie hei der Unterzeichneten. Inserate finden durch denselben die weiteste Verbreitung.
Die Redaktion.
Durch Verhältnisse dazu genöthrgtj, in Zu- knuft üNser Blatt frühzeitiger erscheinen zu tLsseu, wird der! AedacLiousfchluß von Neujahr ab Dienstags und Freitags. Mittags L2 Uhr fein. Wir 'bitthn. daher, WLuseudungen und Inserate bis spätestens ZL- Uhr Wittags, Dienstags »md.Freitags einliofern zu wvüen.
Die Uedactiou.
Ein Familiengeheirnnist.
Erzählung von Ernst Willkomm.
(Fortsetzung.)
7.
' Die .Mittheilung des Fähn drichs.
August Brand stützte sinnend den Kopf in die Hand, als O»uv- »ölt Straßberg wieder ui das Cab.inet trat.
„Nu» , melii. lieber Brand," redete er den Whndrich an. „jetzt erschließen. Sie mir.Ihr Herz! Die Unterred-ing mit Doc- tor am EnLe. .die sich um eine , wichtige Aiigelegenlleit .handelte, hat mich! länger anfgehalten, äls ick vtimeuchele. Sie keniien den Doctot.ja wohl schon, geraume Zeit?"
„Gesehen habe ich ihn oft, gesprochen selten," versetzte Brand. „Es ist kein Mann, der mich iutcressnlln konnte."
„Dach fälli mir ans, den» ich meine, schon sein Aenßercs ist Wteressaiit. Besonders fesselt mich sein eiaerithniulich vibrirender
Glich." ' " '
„All einer Schlange würde ich diesen Blick schon finden, Herr Regime,itS-Undikenr, bei einem Menschen scheucht er mich zurück oder-macht mich wenigstens schweigsam."
Oiiiiv mußte dem Fäbndrick reckt gebrn, doch hielt er mit seiner Meinung zurück. Ohnehin hatte ihn der junge Mann ja nicht ausgesucht, nm sich m seine Debatte über des renommirte» ArzicS. Vorzüge und etwaige Schwächen zu vertiefen.
Die kummervolle Miene Brands -bei dein bellen Licht der Lampen fiel Dn»o jetzt noch mehr als vor Kurzem auf. weßhalb er drS jungen Mannes letzte-Aenßernng nnbeantwoctet tassciid, sich mit der theiliichmmden Frage an ihn wandte:
„Haben Sie mie» Verlust gehabt oder ist Ihnen sonst etwas besonders Dränriges'zugestoße»?" -
.-Ich bin ohne Wissen und, Willen in eine höchst fatale Lage gerathr»." ertviedertr -der Whndrich„die nur S>e, Herr Regiments- Auditenr, ui eine erträgliche verwaiideln können."
„Wie wäre das möglich! Aber lassen. Sie hör-e-n! Gie wissen daß ich gern helfe, wenil Gewissen und amtliche Stellung es mir erlauben. . .
- )jZch bin genöthigt, mich - an Beide zu wenden, Herr von Straßbergl Vor wev.M!i:-Stullden ha.d.e ich chgs ,Unglück gehabt, ciMn-Mämeradcn zu.fordern." -
.Aübchon-nrlier jutiger 3-h.oc!" ries Oniw aus. „Sic kennen die Ubficl-gung LG-MMavchen gegen Hey jZwMamps ! Kürssich 'MsüWLeW«»---iga»M, ^.-LWjxxcpqtß und bKn Aöglingcu ...des EaLetMstHMftS.'..tzw- HMrEpKry.MeuM'! vorgclesein
Es ist iinmöglich, daß Sie in so kurzer Zeit schon vergessen habe» können, welche Strafe jeden Duellanten treffen soll."
„Cassation und zweijähriger FestuiigLarrest!" murmelte der Whndrich." . , .
„Ich könnte Ihnen nur einen Freundschaftsdienst erweisen, wenn ich unter irgend einem Vorwände ihre .Verhaftung veranlaßt«. Und das will ich thun in Berücksichtigung Ihrer Jugend und Unerfahrenheit."
Oniw griff nach feinem Hut, um die geeigneten Schritte zu thun, Brand aber hielt ibn zurück.
„Daß ist es nicht, was ich'von Ihne» begehre, Herr Regi-- mentö-Uuditcnr," ermjederte er. „Ich muß und wer.de/mich schlagen, und weder Sic, noch irgend ein Anderer soll mich daran hindern! Ehe ich aber den entscheidenden Gang antrcte, bitte ich Sie flehentlich, mir Ihr Ehrenwort zu geben, daß Sie weder nnch noch meinen Gegner zur Untersuchung z-ehen wollen, wen» gefällige Zwischenträger Ihnen Nachricht von den, BorgesallenM geben."
Straßberg schüttelte lächelnd den Kops, und sah bedauernd auf den unglucklicheii Menschen herab, dem ein leichtsinnig hin- geworfeitts Wort für immer seine ganze Carritre zerstören kvniitc.
„Wer ist Ihr Gegner", fragte er ziemlich barsch. '.7
„Lieutenant Frühanf." -
„Der jüngste Bruder des RatheS in ***?"
„Derselbe, Herr ReguncutS-Au ducurck'
- „Wie war cö möglich, daß Sie mit diesem allseitig gebildeten Manne, über welchen niemals irgend eine Klage eingelaufen ist, ßch so heftig erzürnen konnten, daß Sic im Moment der Aufregung alle Bespnnenbeit verloren?"
„Ich war sehr ruhig, als ich den Lieutenant forderte."
„Danii find.sie doppelt strafbar!"
„Und wenn die Strafe der Fnsillade ans den Zweikampf gesetzt märe, ich würde meine Forderung zu jeder Stunde, in Ihrem n»d jedes Andern Beisein wiederholen.!"
Die . kalte,- cutschloffene Wieste deö jungen Mannes, sein zornig funkelndes Äuge und der dabei doch ruhige Ton istachttn Onnck stützen,- Es mußte, dock eine eigene Bewaiidtniß mit dieser Herausforderung haben, wenn ein junger, bevorzugter Mann, dem eine glänzende Carrierc bevorstand, falls er sich der Unterstützung würdig zeigte, die hoch angesehene und einflußreiche Gön- ncr ihm grvßmnrhig zu Theil werden ließen, um eine angebliche Beleidigung blutig zu rächen, dieß Alles vergessen, ja, wie es schien, für Nichts ballen konnte.
Nach kurzem Ueberlegen entgegnete Slraßberg:
„Da Sie- mich zu Ihrem Nertrautrii gemacht haben, und zugleich die sonderbare Zliiüntbußg an mich.stellen, ich' solle isteine Amtspflicht verletzen, vielleicht nur, um der' Alifwällnng jugendlich, heißen Blutes »nd unklaren Begriffen voll Mre.Vorschub zu leisten, sss werden Sie-scholl clnen Schritt weiter gihen Müsse», .wenn ich .mich Mr ihr etwaiges, Schicksah ipiklich iiitcresslreii "soll. Wie geschah -e.S,. daß .es. zwischen Ihnen und/ Lseutmqfih sFrühllüs zur Herausforderung Fam?"""
Dftse Frage setzce den Mhttdrich offciip.arin Pcrlegcnheit, denn dgß.,Dpt ssi^ghihiü- dc'rgissiälllzn. Kopse daß sein eheit .«och fii-rb- lö.sch HDchtzMMlrlllh ihgrv. / -7'
- .' Uorkschring.folgt.)
